Kanu, Kajak und Kanadier – was ist der Unterschied?

Umgangssprachlich bezeichnet man mit Kanu den Kanadier (auch “Canadier” geschrieben) und unterscheidet zwischen Kanu und Kajak. Fachlich korrekt ist es, wenn man Kanu als Obergriff verwendet und Kajak und Kanadier voneinander abgrenzt.

Umgangssprache Fachsprache
Oberbegriff Paddelboot/Kanu Kanu
Bootstypen Kanu Kajak Kanadier/Canadier Kajak

kanu-strand

“Kanu” ist somit der Oberbegriff für alle Paddelboote (Paddelboote unterscheiden sich von Ruderbooten dadurch, dass man im Kanu in Blickrichtung paddelt, während man beim Rudern entgegen der Fahrtrichtung sitzt.

Was ist der Unterschied zwischen Kajak und Kanadier (aka “Kanu”)?

Kanadier

Der Kanadier ist ein (meistens) offenes Kanu, in dem zwei oder mehr (manchmal bis zu vier) Personen Platz finden. Es wird im Allgemeinen mit Stechpaddel gefahren (möglich ist es aber auch, mit Doppelpaddel zu fahren, dann sollte man eine Spritzdecke haben, um nicht nass zu werden). Im Kanu kniet man entweder oder man sitzt auf einem festen Sitz oder Luftkissen.

Der Kanadier ist ein Kanu, das sehr gut zum gemütlichen Kanuwandern geeignet ist: Der Kanadier ist nicht nur kippstabiler als der Kajak, er ist zu zweit einfacher zu fahren und das Ein- und Aussteigen ist einfacher, weil der Kanadier offen ist.

Das Paddeln mit Stechpaddel weniger anstrengend als mit Doppelpaddeln und der Kanadier läuft ein bisschen schwerer als der Kajak, weil der Rumpf breiter ist. Deshalb ist er auch etwas langsamer, aber beim Wasserwandern will man ja keinen neuen Rekord aufstellen, sondern die Fahrt genießen. Diese Eigenschaften hängen aber auch stark vom Modell ab.

Kanadier
Kanadier

Zudem, auf größeren Kanu-Touren sehr wichtig, kann man im Kanadier viel Gepäck unterbringen. Man kommt auch viel leichter an das Gepäck heran, z.B. während der Fahrt, als im geschlossenen Kajak. Wer mit Kindern eine Kanu-Tour plant, wird sich wahrscheinlich für ein Kanadier entscheiden, besonders, wenn die Kinder noch kleiner sind. In größeren Kanus können zwei Kinder zusammen auf der Mittelbank im Kanu sitzen und sich ausruhen, während die Eltern paddeln.

Wie bei allem im Leben: Nachteile hat der Kanadier auch. Er ist windempfindlicher (weil er höher aus dem Wasser ragt), weshalb man sich auf großen Seen am Ufer halten sollte, für Meeresküsten ist der Kanadier nicht geeignet. Weil er oben offen ist, kann auch Wasser ins Kanu spritzen, was auf ruhigen Flüssen aber nur wenig der Fall ist. Auf offenen Wasserflächen ist es wahrscheinlicher, dass kleine Wellen ins Kanu spritzen, Abhilfe schafft eine Spritzdecke (die sich auch als sehr praktisch erweist, wenn es überraschend anfängt zu regnen).

Kajak

Der Kajak (umgangssprachlich: das Kajak) ist ein geschlossenes Kanu, das nur eine bzw. zwei Öffnungen hat, in denen man sitzt. Die Öffnungen können wasserdicht verschlossen werden, man sitzt mit ausgestreckten Beinen darin und tiefer als im Kanadier. Gepaddelt wird mit Doppelpaddel.

Kajak und Kanadier im Vergleich

Der Kajak ist wendiger und schneller als der Kanadier; im Wildwasser sind Kajaks in ihrem Element. Leichtes Wildwasser bewältigt der Kanadier allerdings genauso gut.

gelbes Kajak
Ein Kajak ist oben geschlossen.

Vorteile gegenüber dem Kanadier hat ein Kajak auch auf großen offenen, windigen Wasserflächen, sprich Seen; weil es tiefer liegt, ist es weniger windempfindlich. Der Wind greift an allen über der Wasseroberfläche liegenden Punkten an und davon hat der Kajak viel weniger, weil Bug und Heck des Kajaks eher nach unten geneigt sind, während sie beim Kanadier nach charakteristisch nach oben weisen. Insofern kann der Kajak auch auch zum Kanu-Wandern interessant sein, insbesondere auf großen Seen.

Für Meeresküsten benötigt man im Allgemeinen ein spezielles Seekajak. Viele Kanuten wollen sich aber nicht ausschließlich auf Meeresküsten beschränken, und stehen damit vor der Frage, ob sie jetzt zwei Kanus kaufen müssen (und womöglich beide auf die Reise mitnehmen). Inzwischen gibt es das Grabner Discovery, das sowohl zum Fluss-Kanuwandern wie auch als Seekajak taugt.

Für lange Touren ist noch interessant, dass der Kanadier mehr Stauraum hat als ein Kajak.

Spezial-Kanu-Typen

Für unterschiedlichste Einsatzzwecke wurden spezielle Kanu-Typen entwickelt: es gibt den Renn-Kanadier für stehende Gewässer und solche für Flüsse. Ein Renn-Kanu ist besonders lang, genauso wie der Seekajak für Meeresküsten. Auch für Wildwasser gibt es spezielle Kanu-Typen, offene und geschlossene, das sehr kurze Wildwasser-Kajak, dazu kommen sehr breite, flache Kanu-Typen, die besonders zum Angeln und Fotografieren geeignet sind.

Kanus und Zubehör kann bei Globetrotter kaufen.

Fotos: zoovroo (oben) und Paul Stainthorp (unten).