Backpacking: Tipps für Anfänger

backpacking
Backpacker in Thailand

Backpacking ist eine sehr unkomplizierte und günstige Art zu reisen, bei der man viele Leute kennenlernt und viel erlebt. Als Backpacker reisen kann man fast überall. Die Wahl des Reiseziels sollte sich aber nach der persönlichen Erfahrung richten: innerhalb Europas zu reisen, ist (für Europäer_innen) wesentlich einfacher – weil man meist “weiß, wie es läuft”, das Klima gewohnt ist etc. Besser, man macht seine Anfängerfehler in Europa, wo sich meist keine wirklich großen Probleme daraus ergeben.

Dieser Artikel richtet sich an Anfänger, deren erstes Backpacking noch bevorsteht und die noch viele Fragen haben – wo soll ich übernachten? was soll ich alles mitnehmen? (und an die, die die Fragen nicht haben, im Nachhinein aber froh über die Antworten gewesen wären).

Für VielfahrerInnen gibt es verschiedene Bahntickets, in Europa z.B. InterRail, ScanRail, EuroDomino… ob oder welches davon für dich geeignet ist, musst du selbst abwägen. Um schnell und bequem zum Ziel zu kommen, sind Nachtzüge sehr zu empfehlen. Eine andere, oft unbequeme, langsame und etwas abenteuerliche Variante, aber dafür viel günstiger, ist es zu trampen.

Bus oder Bahn?

Finde heraus, ob in deinem Reiseland Bahn oder Bus auf Fernstrecken üblicher sind. In Europa ist es meist die Bahn. Anderswo kann das Bahnnetz schlecht ausgebaut sein, z.B. in den USA. Viele Bahngesellschaften haben ihre Fahrpläne online, eine Linkliste findest du bei Pro Bahn. Dort kannst du dir auch eine Vorstellung von den Bahnpreisen verschaffen, die je nach Land stark variieren können.

Tipp: Wenn nur wenige Züge aufgeführt sind (z.B. Türkei), gibt es auch nicht mehr. Schau dich nach Bussen um bzw. druck dir dem Fahrplan aus, statt dich am Bahnhof auf dein Glück zu verlassen.

Gepäck

Denk daran, dass du dein ganzes Gepäck im Rucksack schleppen musst. Nimm also nur das Nötigste mit – der wahre Luxus ist leichtes Gepäck! Dinge, die du “vielleicht brauchen könntest”, bleiben zuhause. Wenn du etwas vergessen hast, kannst du es auch unterwegs noch kaufen. Dein gepackter Rucksack sollte nicht mehr als 15 Kilo wiegen; wenn du keine Campingausrüstung mitnimmst, weniger als elf Kilo. Dabei sind Essen und Getränke eingerechnet.

Die gesamte Ausrüstung (mit Ausnahme der Isomatte) sollte in den Rucksack passen, du solltest nichts außen dranbinden müssen. Das würde bei Regen nass, geht leicht verloren und stört, wenn es hin- und herbaumelt, beim Gehen. Der Rucksack sollte dein einziges Gepäckstück sein (mit Ausnahme der Gürteltasche). Falls du einen kleinen Tagesrucksack mitnimmst, wirst du den auch im Rucksack aufbewahren, solange du diesen dabei hast. Vielleicht willst du deine Kamera umhängen, aber sicher nicht die ganze Zeit. Es muss im Rucksack also Platz dafür sein. Ein zweiter Rucksack vorne ist schweißtreibend und erinnert an einen Packesel, aber nicht an Urlaub. Auch die Hände solltest du frei haben. Der Rucksack sollte deshalb am Anfang der Reise nicht ganz voll sein, falls du dir unterwegs noch eine Regenjacke kaufst oder mehr Proviant mitnehmen musst, weil der nächste Montag ein Feiertag ist.

Raum in einem Hostel
Übernachtung in einem Hostel

Packliste

Schreib dir eine Packliste! Du solltest Straßenkarten dabei haben (wenn du oder deine Eltern Mitglieder im ADAC seid, könnt ihr dort kostenlose Karten holen. Die sind nicht sehr genau, aber für deine Zwecke reichen sie völlig). Wenn du mit dem Zug fährst, müssen die Bahnlinien eingezeichnet sein. Bei der Deutschen Bahn gibt’s als InterRail-Infomaterial eine Karte der europäischen Bahnlinien. Stadtpläne machen das Leben leichter. Zumindest von den Großstädten brauchst du grobe Karten zur Orientierung (mit dem Bahnhof und ein paar markanten Punkten bzw. den wichtigsten Sehenswürdigkeiten).

Rucksack

Beim Rucksack und bei den Schuhen ist Qualität am wichtigsten. Auch wenn du wenig Geld hast, solltest du hier nicht sparen – es rächt sich. Lass dich beraten und probiere verschiedene vollbepackte Rucksäcke an und lauf damit im Laden herum. Lass dir Zeit dabei. Entscheidend ist ein gutes Tragesystem. Der Großteil des Rucksackgewichts muss auf der Hüfte sitzen, nicht auf den Schultern. Schließ den Bauchgürtel dazu fest um die Hüfte – nicht um den Bauch, du willst ja noch durchatmen können. Die Schultergürte sorgen vor allem dafür, dass der Rucksack nicht nach hinten kippt.

Beachte auch, dass der Rucksack selbst auch etwas wiegt. Das Gewicht sollte angegeben sein, die Angabe stimmt aber leider nicht immer. Überleg dir, ob du die Außentaschen und Extras wirklich brauchst; sie erhöhen das Gewicht und den Preis. Ein einfacher, aber guter Rucksack ohne modischen Schnickschnack ist haltbarer. Und robust sollte der Rucksack sein, denn er wird unvermeidlich stark strapaziert. Achte auf das Material und auf die Nähte, besonders dort, wo die Tragriemen am Rucksack befestigt sind. Beim Auf- und Absetzten des Rucksacks müssen diese Nähte viel aushalten.

gepackte Rucksäcke

Den Rucksack richtig packen

Leichte Gegenstände gehören nach unten. Die meisten Rucksäcke haben unten ein abtrennbares Fach, das sogenannte Schlafsackfach. Hier packst du den Schlafsack rein, weil er in Verhältnis zum Volumen wenig wiegt. Die schweren Sachen packst du möglichst weit nach oben und dicht an den Körper. Wenn du mit Regen rechnest, solltest du alle wasserempfindlichen Gegenstände, also v.a. Klamotten und Schlafsack, in Plastiktüten packen – gelbe Säcke sind ideal. Der Rucksack sollte zwar ein paar Tropfen aushalten, aber gegen einen Wolkenbruch oder Dauerregen haben die meisten Rucksäcke keine Chance. Außerdem helfen die Plastiksäcke dir, ein bißchen Ordnung im Rucksack zu bewahren. Ständig benötigte Gegenstände finden in Außentaschen Platz. Die Wertsachen kommen aber nie in die Außentaschen, sie können dort leicht geklaut werden. Die trägst du in einer Gürteltasche am Körper.

Geld, Geldkatze, Gürteltasche?

Alle Wertsachen, die du oft brauchst, kommen in Gürteltasche. Also v.a. ein bißchen Geld, die Fahrkarte und vielleicht findet noch eine kleine Kompaktkamera Platz. Die Gürteltasche wird über der Hose und vor dem Bauch getragen, auf keinen Fall am Rücken. Jede_r Dieb_in weiß, dass du Geld in der Gürteltasche hast, es ist dort also nicht wirklich sicher. Deshalb nimmst du eine Geldkatze mit. Die Geldkatze wird wie die Gürteltasche um die Hüfte vor dem Bauch getragen, aber unter der Hose. Das hört sich vielleicht unbequem an, aber die Geldkatze ist sehr flach. Darin kommen Wertsachen, die du nicht ständig brauchst. Wenn die Hüfttasche gestohlen oder geraubt wird, hast du immer noch Geldreserven und den Pass. Geldkatzen gibt es auch für unter die Achse und den Fußknöchel. Auf jeden Fall sollest du deine Wertsachen in eine dünne Plastiktüte einwickeln, du wirst sie sonst nass schwitzen.

Übernachten

Überleg dir vor der Reise, ob du mehr in Hostels/Jugendherbergen übernachten oder zelten willst. Mit dem Zelt bist du unabhängiger, aber du hast mehr Gepäck und in der Stadt nützt es dir nichts. Hostels sind oft mitten in der Stadt oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Außerdem triffst du dort immer viele andere Backpacker_innen.

Wenn du deine Campingausrüstung dabei hast, willst du sie sicherlich auch einsetzen. Am besten informierst du dich vorher über Campingplätze – versuch, dabei eine möglichst genaue Wegbeschreibung zu bekommen, und (falls du außerhalb der Hauptsaison reist) rauszufinden, ob der Campingplatz zu deiner Reisezeit geöffnet hat. Wenn du nicht (immer) auf Campingplätzen übernachten willst, kann man je nach Gegend auch “wild” zelten. Nur in touristisch stark frequentierten Gegenden ist das nicht gern gesehen, ansonsten hat meist niemand etwas dagegen, wenn du für eine Nacht dein kleines Zelt unauffällig irgendwo aufbaust. Im Zweifelsfall fragst du jemanden (z.B. einen Bauern). Das man dabei keinen Müll oder anderes hinterlässt, sollte selbstverständlich sein.

Ob organisiertes oder freies Zelten, das Problem besteht meistens darin, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Zeltplatz zu kommen. Es braucht schon ein bißchen Planung – wo fährt der Zug wirklich nah am Meer entlang? wo fährt ein Bus an den Strand? Tipp: In vielen Ländern gibt es wenig Regionalbusse, und die fahren nur zwischen größeren Orten. Zu den kleinen Fischerdorf musst du vielleicht trampen – oder, besonders, wenn ihr zu mehreren seid, ihr nehmt euch ein Taxi.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Nimm dir Zeit! Es dauert alles immer länger, als du denkst. Mal fährt kein Zug, mal wirst du krank und musst ein paar Tage langsam machen, oder es ist so schön, dass du gar nicht mehr wegwillst. Wenn du überall nur durchhetzt, hast du am Ende nichts richtig gesehen. Reise langsamer, und dadurch auch billiger und intensiver.

Mit Rucksack am Strand

Fotos (von oben nach unten): Keith Parker (CC-by-sa) und Nina J. G. (CC-by-nd), Joe Ross (CC-by-sa) und Jason Priem (CC-by-sa).