Wandern mit Kindern

Wandern mit Kind

Die meisten Kinder sind gern in der Natur unterwegs und aktiv. Wichtig ist aber, dass die Bergwanderung auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder abgestimmt ist: eine abwechslungsreiche Strecke, genug Pausen und Spaß statt leistungorientiertem Bergwandern.

  1. Planung der Wanderung
    Allgemein gilt, dass man Wanderungen mit Kindern so planen sollte, dass man die Wanderung stark abkürzen kann, falls Kinder über Müdigkeit oder schmerzende Füße klagen. Das gilt ganz besonders dann, wenn man das erste Mal mit Kindern in den Bergen unterwegs ist und nicht genau weiß, wie weit die Kinder wandern wollen und können. Umgekehrt gibt es Kinder, die nach einer kurzen Wanderung noch so fit sind, dass sie gern noch weiter wandern wollen. Es ist meistens einfach, noch eine Schleife einzuplanen. Und: Plant genug Zeit ein. Für Kinder gibt es immer viel zu entdecken und zu untersuchen, und das braucht seine Zeit.
  2. Die Wanderstrecke
    Die Wanderstrecke sollte abwechslungsreich und nicht zu anstrengend sein. Vermeidet eintönige Güterwege oder lange Aufstiege, die die Kinder überfordern. Besser ist es, eine Strecke auszuwählen, auf der sich Wald und Felder abwechseln. Besonders beliebt bei Kindern ist Wasser: wandern Sie doch entlang einem Bach oder rund um einen See. Auch ein interessantes Ziel motiviert, zum Beispiel ein Wasserfall. Dann sollte man am Ziel eine große Pause einplanen, damit die Kinder sich alles ganz genau ansehen können. Auch vor schwierigen Wegabschnitten kann eine kurze Pause sinnvoll sein, denn hier sollten die Kinder konzentriert sein.
  3. Themen-Wanderwege
    Wanderwege zu einem bestimmten Thema stehen bei Kindern hoch im Kurs, zum Beispiel:
  • der Käsewanderweg auf dem Pfänder bei Bregenz
  • der Appenzeller Witzwanderweg nahe dem Bodensee
  • der archäologische Wanderweg durch das Steinerne Meer bei Lech am Arlberg

In den meisten touristisch erschlossenen Alpengebieten gibt es Wald- und Naturlehrpfade, die für Kinder interessant sind.

  • Gute Ausrüstung
    Auch die Kinder brauchen eine gute Ausrüstung. Auch wenn Kinder bald aus ihren Sachen rauswachsen, sollte man hier nicht sparen. Vor allem gute Wanderschuhe für Kinder sind unverzichtbar – und sie müssen passen! Wanderschuhe, die eine Nummer zu groß sind, weil “das Kind schon reinwachsen wird”, sind eine ständige Stolpergefahr und die Füße, die im Schuh hin- und herrutschen, scheuern sich wund. Die Wanderschuhe vom letzten Jahr, in die sich das Kind gerade noch hineinzwängen kann, verursachen mit Sicherheit Blasen und wunde Stellen und somit einen frühen Abbruch der Wanderung.
  • Sonnenschutz
    Besonders Kinder sollten vor der Sonne geschützt sein, deren UVB-Intensität mit zunehmender Höhe ansteigt. In den Bergen kann man auch im Frühling und Herbst, wenn man die Sonne als angenehm warm empfindet, leicht einen Sonnenbrand bekommen. Nehmt also entsprechende Kleidung (lange Hose, langärmeliges Oberteil, Schirmmütze), eine gute (!) Sonnenbrille und Sonnencreme mit hohen Lichtschutzfaktor mit. Für besonders exponierte Stellen wie Ohren und Nase empfielt sich ein Sun-Blocker mit Lichtschutzfaktor 35, für die Lippen ein spezieller Sonnenschutz-Stift. Mitnehmen allein genügt natürlich nicht – schmiert euch reichlich und regelmäßig damit ein, besonders wenn man sich öfters mal den Schweiß vom Gesicht wischt.
  • Kleine Rucksäcke für die Kinder
    Lasst auch das Kind einen kleinen Rucksack tragen – damit fühlt es sich ernstgenommen, eben ganz wie die Großen. In den Rucksack darf auch der kleine Teddy. In folgendem Artikel könnt ihr lesen, worauf man achten sollte, wenn man einen Kinderrucksack kaufen will.
  • Spiele gegen sinkende Laune
    Denkt euch ein paar Spiele aus, die man spielen kann, wenn die Launes der Kinder sinkt. Das können Fang- oder Hüpfspiele sein (in geeignetem Gelände) oder auch Rätsel und Geschichten. In den Bergen gibt es auch viel zu sehen und zu hören: Vögel, Pflanzen, Käfer. Beobachtet zusammen mit euren Kindern einen Ameisenhaufen, oder erzählt ihnen, welche geologischen Kräfte die riesigen Berge aufgetürmt haben, auf denen ihr wandert. Lasst die Kinder mit verbundenen Augen Tannenzapfen oder freiliegende Wurzeln ertasten. Oder man lässt die durchs Fernglas gucken oder gibt ihnen eine Lupe, mit der sie Blüten, Moose und Steine ganz genau ansehen können. Müde Kinder werden meist wieder munter, wenn sie Felsen oder Baumstämme zum Herumklettern finden – man muss nur darauf achten, dass die Stämme und Felsen sicher liegen. An Bächen können Kinder oft stundenlang spielen.
  • Kleinkinder in der Kraxe oder Kindertrage
    Kleinkinder bis vier Jahre kann man in einer Kindertrage oder Kraxe tragen. Besonders auf schwierigen Bergwegen gilt: Der Erwachsene, der das Kind trägt, muss absolut trittsicher sein. Denn wenn er ausrutscht, ist das Kind in der Trage stark gefährdet. In jedem Fall muss das Kind angegurtet sein, um nicht herausfallen zu können. Vor einer Bergwanderung muss man in einfachem Gelände ausprobieren, wie sicher man sich mit dem Kind in der Trage bewegt. Dabei spielt auch das Verhalten des Kindes eine Rolle: wenn es unruhig wird und zum Beispiel versucht, sich nach einer Seite hinauszulehnen, um mehr zu sehen, kann das auf einem schwierigen Weg gefährlich werden.
  • Reiseapotheke
    Kinder haben meist weniger Outdoor-Erfahrung als Erwachsene und reagieren auf viele Situationen in der Natur falsch. Sie rennen auf steinigen Wegen drauflos, stolpern und schlagen sich die Knie auf. Meist sind es eher kleine Wehwehchen, zum Beispiel Blasen. Für solche und ähnliche Fälle ist es praktisch, eine kleine Reiseapotheke parat zu haben. Was gehört in die Reiseapotheke?

 

  • Pflaster und Blasenpflaster
  • Elastische Binden (bei Verrenkungen oder Verstauchungen)
  • eine kleine Schere
  • eine antiseptische Lösung
  • eine Wundsalbe
  • eventuell eine Salbe gegen Verstauchungen (Ich bin bei solchen Salben eher skeptisch, aber solange die Kinder daran glauben, hilft es vermutlich.)
  • eine Pinzette
  • Essen und Trinken
    Draußen essen ist toll! Aber was nimmt man mit?
    Wenn man nur eine Tagestour unternimmt, kann man praktisch alles mitnehmen – Brot, Käse, Salami, hartgekochte Eier und Obst. Auf längeren Touren muss man darauf achten, dass das Essen leicht und haltbar ist. Zum Beispiel: Knäckebrot, Müsliriegel, Milchpulver, Schokolade, Nüsse, Trockenfrüchte, Kekse. Kinder essen gern mal ein paar Nüsse oder einen Keks zwischendurch und sind dann für weiteres Wandern motivierter. Ihr wisst selbst, was eure Kinder gern essen. Wenn man einen Kocher mitnimmt, kann man Reis und Spagetti mitnehmen. Spezielle Trekkingnahrung ist leicht, aber teuer – sie sind nur für längere Touren durch die Wildnis emfehlenswert (auf solchen Touren allerdings sind sie Gold wert). Nach Möglichkeit sollte man seine Nahrungsvorräte unterwegs aufstocken, vielleicht will man ja auch mal in ein Gasthaus einkehren. Trinken ist wichtiger: Ein Erwachsener braucht am Tag etwa 1,5 Liter Wasser – bei Anstrengung oder Hitze deutlich mehr. Kinder trinken etwa eineinhalb bis zweimal soviel wie Erwachsene! Vor einer Wanderung sollte man schon morgens beim Frühstück viel trinken. Flüssigkeitsmangel führt zu Leistungsabfall und schließlich zu Erschöpfungszuständen. Schon bei der Tourenplanung sollte man darauf achten, ob es unterwegs Gelegenheit gibt, die Trinkflaschen wieder aufzufüllen, zum Beispiel in einer Gaststätte oder an einer geeigneten Quelle. In den Bergen kann man Quellwasser im Allgemeinen bedenkenlos trinken, sofern oberhalb keine Viehweise oder Hütte ist. Ungeeignet sind klebrige süße Getränke oder kohlenhydrathaltige Getränke in Dosen – Dosen sind nicht wiederverschließbar, deshalb muss das Getränk sofort ausgetrunken werden, außerdem verursachen sie unnötigen Müll. Gut geeignet sind hingegen Tee, Fruchtsäfte oder Mineralwasser.

Foto: Travis Swan (oben, CC-by-sa) und Jonf728 (unten).